Mein Auslandsjahr neigt sich langsam dem Ende zu und ich
habe nur noch zwei Wochen in Costa Rica. Ich kann und will kaum glauben, wie
schnell dieses Jahr vergangen ist. Wenn ich aber an meine erste Woche in Kenia
denke, oder an meine Anfangszeit in Costa Rica kommt es mir so vor, als wäre
das vor drei Jahren gewesen. Einfach weil ich so viel erlebt habe. Eigentlich
will ich gar nicht nach Hause..nach Deutschland. Alles top organisiert, hoch
entwickelt, geplant..auf die Sekunde genau pünktlich sein. Die Umstellung wird
mir schwerfallen. Aber bestimmt passe ich mich viel schneller an als es mir
recht ist. Ich will auch nicht sagen, dass es hier besser ist..nur eben
anders..lockerer, gelassener, gemütlicher. Aber ich freue mich ja auch auf
Deutschland. Auf meine Familie, Freunde, wieder richtig zu wissen wo man
hingehört, also „so richtig“ zuhause sein. Auf die direkte deutsche Art..nicht
alles irgendwie indirekt zu spüren bekommen. Aber das lockere, diese
grenzenlose Freiheit wird mir fehlen. Und meine Familie sowieso. Das Essen
weniger (ich freue mich auch auf das deutsche Essen!) wobei, die Früchte
bestimmt.
Die Umstellung wird nicht einfach werden und Costa Rica wird
mir schon fehlen. Aber ich bin ja noch jung, habe das Reisen für mich entdeckt
und möchte noch viel Meer von der Welt sehen. Aber erstmal studieren. Und schon
ists vorbei mir der Freiheit..aber ich kann mir ja ein Stückchen mitnehmen.
Es war nicht immer einfach und ich hätte nie gedacht, dass
Kulturen so verschieden sein können und ich so an meine Grenzen gehen muss, was
sich jetzt eher auf Kenia bezieht, dazu aber ein eigener Blogeintrag..später.
Manchmal fühlt man sich verloren, alleine, einsam in der Welt. Aber es geht
nicht anders und da musste auch ich durch. Manchmal habe ich mir gefragt, warum
ich das mache, warum ich nicht einfach studieren gegangen bin..der typische,
einfachere, gemütlichere Weg. Aber dann hätte ich eine Menge verpasst. Und wenn
ich mal alt bin, möchte ich Geschichten erzählen können. Und das kann ich schon
jetzt. Trotzdem werden es noch mehr, da bin ich mir sicher. Man lernt während
dem Reisen so ganz andere Menschen kennen. Fast alle haben etwas Besonderes zu
erzählen, sind auf einer Wellenlänge und haben eine ähnliche Vorstellung vom
Leben, sind Weltoffen. Einfach interessant. Das wird mir auch fehlen. In
Deutschland kommt es selten vor, dass man sie mit jemandem auf Anhieb so gut
versteht. Aber klar, nette Menschen gibt es überall auf der Welt.
Bevor ich mich jetzt in meinen Gedanken (die ich sonst
eigentlich immer in mein Tagebuch schreibe) total verliere, lieber noch etwas
zu den Ferien. Die waren zwei Wochen lang und ich hatte mich eigentlich gar
nicht so darauf gefreut weil mir meine Arbeit ja gut gefällt und ich ohne Geld
(bin total pleite) auch kaum reisen kann. Die Ferien sind vorbei, sind so
schnell vergangen und haben mir sehr gut gefallen. Die erste Woche war weniger
spannend, ich habe auch vormittags mit den zwei Jungs gearbeitet, um ein
bisschen mehr Geld zu verdienen. Habe mich mit einem Straßenverkäufer (und
Drogendealer wie ich dabei festgestellt habe) unterhalten und ganz spontan zwei
Dreadlocks bekommen. Währenddessen hat er mir seine Geschichten erzählt und ich
kenne seine Tricks, wie er den Kunden Marihuana übergibt (sehr originell muss
ich sagen!).
Die zweite Woche war durchaus spannender. In meiner Familie
ist ein Austauschschüler zu besuch, der vor zwei Jahren hier war. Mit der
Familie waren wir in Guanacaste, eine Halbinsel im Norden von Coast Rica. Da
waren wir dann in einer Ferienwohnung mit Blick auf den türkisblauen Ozean.
Erst waren wir an einem Wasserfall in dessen Fluss man schwimmen konnte. Dann
sind wir weiter an den Strand und am zweiten Tag sogar schnorcheln. Mit einen
Schiff sind wir rausgefahren, an Korallenriffen und riesigen Felsen vorbei.
Mitten im nichts sind Nils und ich dann schnorcheln gegangen. Da hab ich einen
Oktopus in der Hand gehalten (schleimiges etwas und ganz komisch mit den
Saugknöpfen), einen Kugelfisch und noch ein paar andere Tiere. Mein Gastpapa
Luis hat einen 15kg schweren Fisch gefangen und somit war auch das Abendessen
gesichert. Apropos Abend: Nach dem ereignisreichen Tag hat unsere Gastmama die
Musik aufgedreht und wir haben alle getanzt was total lustig war, weil ich sie
so noch nie erlebt habe. Mega abgegangen ist sie und wir hatten alle total viel
Spaß. Danach sind Nils und ich noch ins Zentrum gegangen und haben ein bisschen
weitergefeiert. Zur Krönung des Abends hat sich das Tor zum Haus nicht
geöffnet, und wir mussten schauen, wie wir nachts um 2 (?) über das mit
Stacheldraht verbarrikadierte Tor „klettern“.
Am nächsten Morgen ging dann einmal quer durchs Land wieder
nach Hause wo es jetzt täglich regnet.
Ach ja, noch was. Ich muss sagen, wir deutschen sind
bestimmt eines der offensten Länder bezüglich Sexualität, Beziehungen und all
das. In unserem Ferienhaus gab es nämlich zwei Doppelbetten in
unterschiedlichen Zimmern: ein super gemütliches mit Meerblick und Klimaanlage,
und ein hartes, klappriges, enges Sofa. Und eine Matratze gab es noch. Für
meine deutsche Familie wäre es klar gewesen: Mama und Papa schnappen sich das
bessere Bett, Kind kommt auf die Matratze und schläft im Wohnzimmer wo auch das
Sofa für die „Gastkinder“ steht. ABER NEIN! Ich bekam das tolle Bett ganz für
mich alleine und habe natürlich nicht nein gesagt. Die Eltern hatten eine
schlaflose Nacht auf dem Sofa, Gastsohn uf der Matraze nebenan und die Tochter
auf Kissen, ebenfalls im Wohnzimmer. Am nächsten Morgen waren die Eltern dann
schon etwas kaputt, aber haben sich vielleicht etwas „sicherer“ gefühlt. Ich
fand es ja schon etwas lächerlich, aber hab ich gefühlt wie im Himmel in diesem
tollen Bett! J
Am nächsten Morgen kam eine schüchtere Frage der Mutter „Marina, ist es ok wenn
wir nächste Nacht tauschen?“. Andere
Länder, andere Kulturen. Immer wieder interessant !
Morgen das Finale der WM, mit der Familie geht’s an einen
Ort wo es Public Viewing gibt, und ich bin schon sehr gespannt. Fast alle Ticos
sind für Deutschland.
VAMOS ALEMANIA!
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